Landwirtschaft
Als die
Mammuts noch durch dichte Wälder streiften, war Europa von Nomadenstämmen
besiedelt, die von der Jagd lebten und Früchte, Beeren und Getreidekörner
sammelten. In der Folgezeit begannen diese Stämme, Weideplätze für das
Vieh anzulegen, dessen Zähmung ihnen gelungen war, und so entdeckten sie
vor etwa 9000 Jahren die Möglichkeit, Samen der wertvollen Getreidearten
anzubauen. Wahrscheinlich ist, dass dies im kurdischen Gebiet der heutigen
Türkei seinen Ausgang nahm. Sie bewohnten die hoch gelegenen Küstenstriche
des Mittelmeers, die ihren Bedürfnissen eher entsprachen. Diese Gegenden
verhießen eine effizientere und reichlichere Nahrungsmittelproduktion,
die es dem Menschen ermöglichte sich – auch numerisch - weiter zu
entwickeln. Bald jedoch wurde es nötig, in fruchtbarere Gegenden hinabzusteigen, wo es
mehr Platz für die Felder zum Anbau der wertvollen Getreidearten gab, die
in immer größerem Maß für die in Kolonien -
aus denen sich später Dörfer und Städte entwickeln sollten -
angesiedelten, ständig wachsenden Bevölkerungen lebenswichtig wurden. Wer allerdings beschlossen hatte, in den höher gelegenen Gebieten zu
bleiben, musste ständig gegen Naturwidrigkeiten ankämpfen, um zu überleben.
Über Jahrhunderte hinweg wurden auf diese Weise mit großer Mühe auf den
steilen Abhängen terrassierte Felder angelegt, die heute einen sehr
malerischen Ausblick auf die landschaftlichen Schönheiten der
Mittelmeergegend bieten. Es hatte aber auch noch einen strategischen Grund,
wenn man es vorzog auf unzugänglichen Abhängen zu bleiben: Auf diese
Weise blieb man eher von Plünderern, die entlang der Mittelmeer-Küsten
ihr Unwesen trieben, verschont. Heute sind oben auf den Hügeln wunderschöne
Städtchen mit hohen Befestigungsmauern und Wehrtürmen zu bewundern, die
eben aus dem Grund entstanden waren, sich vor Raubzügen zu schützen. A hill-top fortress town in Italy Die östlichen und nordafrikanischen Küsten waren ausgetrocknet, während
die fruchtbaren Gegenden im Becken zwischen den Flüssen Euphrat und
Tigris, in Mesopotamien (“zwischen den Flüssen”), in Persien und
entlang des Nil-Deltas in Ägypten lagen. Diese Gebiete machten nach der
Entdeckung der Landwirtschaft die größte Entwicklung durch und dies sind
schließlich auch die Orte, die der Geburt des
modernen Menschen beiwohnten. Zahlreiche Völker siedelten sich in den Gebieten rund ums Mittelmeer an,
dort wo es Trinkwasservorräte und fruchtbares Land gab und wo das hügelige
Gelände zudem auch noch in gewissem Maße Sicherheit vor Angriffen von außen
bot. In diesen günstigen Bedingungen entwickelten sich die Ansiedlungen
zu Zivilisationen, die, einmal angewachsen, ihren Einfluss- und
Machtbereich entsprechend den
Ambitionen ihres Oberhaupts ausdehnten und diesen bis hin zur Schaffung
von richtigen Imperien ausbauten. Einige Zivilisationen, die sich entlang
der Mittelmeerküsten entwickelt hatten, überdauerten einige Generationen,
andere, wie im Falle der Ägypter, 3000 Jahre. In jedem Fall ist der Einfluss dieser Zivilisationen noch immer bemerkbar,
weil wir das sind, was wir waren. Rassenvermischungen durch Migrationen,
durch Unterwerfung, Vergewaltigung und Verführung haben dafür gesorgt,
dass jeder von uns einen Teil der Gene dieser Völker, ihrer Gedanken,
ihrer Kunst und Religion in sich bewahrt hat. Sie zu kennen und zu
verstehen, bedeutet auch, uns besser kennen und verstehen zu lernen.
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